Maria Kalesnikowa

Am 7. September 2020 wurde sie auf einer Minsker Hauptstraße abgegriffen und verschleppt. Der belarussische Geheimdienst glaubte sie außer Landes schaffen zu können, um den Mut ihres Widerstandes zu schwächen und sie mundtot zu machen.

Maria Kalesnikowa war erst wenige Monate vorher aus Stuttgart, wo sie mehrere Jahre gelebt hatte, nach Belarus zurückgekehrt, um als Musikerin und Leiterin eines Kulturzentrums für die Zukunft eines demokratischen Landes zur Verfügung zu stehen.

2020 strömten Bilder eines denkwürdigen Protestes in die Welt, der sich nicht dem postsowjetischen Erbe eines korrupten Machthabers fügen wollte. Die Menschen hatten genug von Wahlfälschungen und Drangsalierungen einer Diktatur.

Zusammen mit Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo besaß Maria Kalesnikowa die Zivilcourage, sich den Repressalien und dem Terror des Machthabers Lukaschenko entgegenzustellen und mit Unterstützung vieler Menschen für „freie Wahlen“ im Land einzutreten. Ihr Einsatz für dieses Grundrecht und andere elementare Menschenrechte machte sie für den Staatsapparat äußerst gefährlich.

 

Nachdem sich ihre Mitstreiterinnen unfreiwillig und notgedrungen für das Exil in Litauen ausgesprochen hatten, entführte man Maria Kalesnikowa. Nur durch das Zerreissen der eigenen Personaldokumente gelang es ihr, sich der kalten Abschiebung zu entziehen.

Wegen angeblicher Vorbereitung eines Komplotts zur illegalen Machtergreifung und Gefährdung der nationalen Sicherheit wurde sie im Spätsommer 2021 zu elf Jahren Haft verurteilt.

Durch den Krieg in der Ukraine ist die Situation der vielen gefangenen Frauen und Männer noch unerträglicher, weil abgeschotteter, geworden. Wie hinter einem Kriegsnebel ist Belarus endgültig zum Vasallenstaat Putins geworden, um den strategischen Aufmärschen der russischen Truppen und ihrer Verbündeten Raum zu geben.

Ein Kontakt ist kaum möglich…

(Zu einer Arbeit von Stephan von Borstel im Eingangsbereich des Hugenottenhauses)